Hartmuth Malorny
»Noch ein Bier, Harry?«
Eine Trinkerchronik
250 S., 21,90 EUR
ISBN 3-937821-02-3

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Harald Malowsky trinkt sich durch das Ruhrgebiet der 70er- und 80er-Jahre, trinkt sich durch zahllose Jobs, an zahllosen Frauen vorbei, betrachtet das Leben und die Welt durch den Boden eines Glases und findet nur zwei Dinge von Dauer: den Alkohol und Johnny Cash.
Autobiografisch gefärbter Roman des »U-Bahn-Bukowski« (ZDF) und ehemaligen
Straßenbahnfahrers aus Dortmund.

 

Hartmuth Malorny,
geb. 1959 in Wuppertal,
lebt noch

Foto: Roberto Tarallo

www.h-malorny.de

 

 

 

Textprobe:

Jede kleine Flucht lenkt ab, und ein Rausch ist eine Flucht. Alles ist ein Kreislauf. Ratsch, macht die Stechuhr. Wer es nicht schafft, einen guten Job zu angeln und Geld zu verdienen, der trinkt; wer es geschafft hat, trinkt ebenfalls.




REZENSIONEN:

25.11.2004

Kumpel Malorny, lass jucken!

Heute möchte ich mal auf eine echte Entdeckung am Literaturhimmel hinweisen. Es geht um Hartmuth Malorny, der mit »Noch ein Bier, Harry?« einen ganz tollen Roman vorgelegt hat, welcher im Dortmunder Verlag Thomas Tonn erschienen ist. Der Protagonist Harry dümpelt mit einer extrem-lässigen Haltung durch das Ruhrgebiet der 70er und 80er Jahre, wie man es sonst nur aus den frühen Adolf Winkelmann Filmen oder von den lakonischen Charakterköpfen eines Akis Kaurismäki kennt. In seinen milieuhaften Skizzierungen und Aufzeichungen seines Lebens trampt Malorny zwischen den Extremen. Mal ist er Gelegenheitsarbeiter, mal landet er betrunken in zwielichtigen Etablissements der Halbwelt oder schildert tragische Momente, wie er mit seinem Bruder Konzerte vom Countrybarden Johnny Cash bereist. Stets pendelt der Ich-Erzähler böse bis zärtlich, obszön und witzig von einem Abenteuer zum nächsten - allerdings nie so plump oder vulgär, dass man ihn zum neuen Ruhrgebiets-Bukowski stilisieren müsste. Mit großer Empfindsamkeit schreibt er über handgemachte Erfahrungen mit dem Ruhrpott, zwischen Originalschauplätzen wie zum Beispiel den Mutter Köhm Stuben oder anderen Gaststätten, die es schon lange nicht mehr gibt. Gerade sein bestechender Humor und seine Handhabe, jedes Problem mit drei Flaschen Bier lösen zu können, ist mehr als ansprechend und episch sehr gelungen. Hier mal ein Auszug: »… Das Leben ist ein Kreislauf. Schöne Frauen kriegen schöne Männer. Mein schönes Leben endete kurz vor dem Winter. Das war der Tag, an dem ich einem Zivilpolizisten 40 Grundig-Videorekorder abkaufen wollte. Allerdings war der Typ ziemlich besoffen, und als der Streifenwagen mit seinen Kollegen eintraf, hatte ich plötzlich ein halbes Dutzend »Zeugen«, die meine Rechtschaffenheit bestätigten. Danach blieb ich wochenlang im Blickfeld der Kripo. Jetzt war es wirklich Zeit für einen neuen Job …« Mehr Infos zum Autor findet man übrigens unter http://www.h-malorny.de
Peter Hess, VISIONS // tagebuch redaktion


»The sp(i)rit of BUK (Charles Bukowski), Sound of (Johnny) Cash, Kamikaze-Kurven (von Frauen?) und Mekong-Whisky sind genehm« -so der »Steckbrief« des 1959 geborenen, nach 3 Gedichtbänden und dem Roman »Die schwarze Ledertasche« als »Ruhrgebiets-Bukowski« oder »neuer Wallraff« gefeierten Autors. Vorliegende »Trinkerchronik« ist der autobiografisch getönte 2. Roman von Hartmuth Malorny. Sein Held, Harald Malowsky , bewegt sich zwischen 3 trigonometrischen Überlebenspunkten: Gelegenheits-Jobs, Frauen und immer wieder Sprit in hohen Dosen. Ort und Zeit der Handlung: Der Ruhrpott in den 70er- und 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Der raubauzige Kraftmensch Malowsky lebt sein Credo voll aus: »Sicherheit, Sozialleistung und Rentenversicherung waren die Dinge, die meinen Verstand überanstrengten.« Von einer herkömmlichen Trinkerkarriere mit Ups und Downs, Entzügen und Abstürzen ist nicht die Rede, hier schöpft einer ohne Rücksicht auf Verluste aus dem Vollen. Die literarische Meisterschaft ist ihm dabei sicher: Wenn es auch immer um das Gleiche geht, vermögen die farbigen Milieuschilderungen immer zu fesseln.
Uwe-Friedrich Obsen, ekz-Informationsdienst

März 2005
Bukowski lebt – und zwar in Dortmund. Malornys Alter Ego Harald Malowsky schmuggelt sich durch die Arbeitswelt wie es sein großes Vorbild kaum besser konnte. Getrieben von seiner Mutter beginnt Malowsky die Tour de Maloche in Krefeld, um anschließend das umliegende Rheinland und schließlich den Ruhrpott unsicher zu machen. Als geborener Nihilist kann er wenig mit der kleinbürgerlichen Philosophie anfangen. Bevor er aus dem Fenster springt, kündigt er lieber vorher, setzt sich an den nächsten Tresen und lässt das Bier für sich sprechen. Seine Welt bevölkern die üblichen Verdächtigen: Säufer, Nutten, Kleinkriminelle, Obdachlose. Die Sperrfristen des Arbeitsamtes überbrückt er mit Trips in die USA oder lässt sich an der Côte d`Azur von einem Professor aushalten. Wenn es ganz eng wird, sorgt er für Ordnung im örtlichen Puff. Malowsky ist ein Überlebenskünstler, der seine Ziele gerade so hoch hängt, dass er sie auch schwer besoffen erreichen kann. Ätzend und lakonisch bekämpft Malorny eine Welt, die ihm nicht viel mehr zu bieten hat als Alkohol, Johnny Cash und ein gelegentlicher Fick. Schonungslos prügelt er auf sich und seinen Gegner, das Leben nämlich, ein und bleibt hoffnungslos ehrlich.
Roland Adelmann, WESTZEIT